meine Rollen: Co-Kreation des Formats, Performer_in, Workshopleitung

SALON DER HEIMATGEFÜHLE

Wien, 2018/2019/2020/2021

Ein Tag zur Erforschung der eigenen Beziehung zu Österreich, zu einem anderen Heimatland, und zum Daheim-sein überhaupt. Welche Gefühle tauchen auf, wenn das Wort Heimat fällt? Was bedeutet es wirklich, sich „daheim“ zu fühlen?

Jährlich am 26.Oktober – Österreichischer Nationalfeiertag,
Dauer: ca 10h. Ausgabe #3 in Kooperation mit der Brunnenpassage in Wien-Ottakring

Initiatorin & künstlerisches Gesamtkonzept: Teresa Distelberger

Der Salon der Heimatgefühle ist offen für Menschen jeder Herkunft, jeden Geschlechts, jeglicher sexueller (Nicht-)Orientierung, in jeglicher (Nicht-)Beziehungsform lebend und mit jeder Form von körperlicher Besonderheit.

Wir werden alle irgendwo geboren, wachsen irgendwo auf. Möglicherweise stark verwurzelt im Heimatland oder auch nicht, oder absichtlich anderswo, oder vielleicht nirgendwo. Vielen fällt es leichter sich im eigenen Grätzl oder in der ganzen Welt heimatlich zu fühlen als in einem Land, zum Beispiel in Österreich.

Es wird viel von Heimat gesprochen – doch: Was bedeutet es für jede_n von uns wirklich, sich „daheim“ zu fühlen? Wie fühlt es sich an, hier schon jahrelang zu leben und gleichzeitig immer (noch) als „fremd“ angesehen zu werden? Welches Heimatgefühl entwickeln Menschen, die aufgrund von nicht-binärer Gender-Identität ausgegrenzt werden? Wie wirkt es sich heute noch aus, wenn die eigenen (Groß)-Eltern Nazis bzw. Mitläufer_innen waren? Oder wenn sie einst hier ihr Zuhause hatten und dann fliehen mussten? Wie geht das überhaupt, sich an einem Ort (wieder) zu beheimaten, wenn der Ortswechsel freiwillig oder erzwungen war? Können wir auch viele Heimaten gleichzeitig haben? Oder ist Heimat immer da, wo unsere Füße gerade den Boden berühren?

Im Leben der Menschen in Wien bewegt sich Vieles rund um diese und ähnliche Fragen, das gehört und gesehen werden will. Ein Team aus den Bereichen Dialogkunst, Performance und Musik öffnet am Nationalfeiertag einen Raum, um die eigene,

vielschichtige Beziehung zu Heimat zu erforschen. Heimatliebe, Wut, Scham, Geborgenheit, Heimweh, Zerrissenheit und noch mehr – alle Gefühle sind willkommen.

Wiener Salonkultur definiert sich dabei neu: Hier trifft sich Tradition mit zeitgenössischem Ausdruck, Performance mit Apfelstrudel und musikalische Improvisation mit Meditation. Das Kernstück sind tiefgehende Gespräche, in denen Menschen aus unterschiedlichen Lebenswelten zueinanderfinden, und aufmerksam den Erfahrungen der „Anderen“ mit dem sich-daheim-Fühlen zuhören. Um diese Gesprächsqualität zu ermöglichen entwickelt das Team des Salons ein Interaktions-Spiel mit dem Titel “Der Heimatkompass”, das der Multidimensionalität des Begriffs Heimat als auch der kulturellen Vielfalt von Wien gleichermaßen gerecht wird.

Seit vielen Jahren werden in den Veranstaltungen der Brunnenpassage am Wiener Yppenplatz Fragen der migrationsbedingten Diversität unserer Gesellschaft verhandelt. Ein kunstinteressiertes Publikum trifft auf vielfältige Gemeinschaften, die Riten und Bräuche ihrer jeweiligen Herkunftsgesellschaften nun in ihrer neuen, zweiten Heimat Wien etablieren und auch neu interpretieren. Der Salon der Heimatgefühle verfolgt das sehr verwandte Ziel, Menschen mit unterschiedlichsten biografischen Heimat-Erfahrungen miteinander in Kontakt zu bringen.

Der Heimatkompass erhebt darüber hinaus den künstlerischen Anspruch, in relativ kurzer Zeit eine Vertrauensbasis aufzubauen, und die Tiefe dieser Begegnungen zu intensivieren. Dieses Spiel fußt auf den Erfahrungen der ersten beiden Ausgaben der Veranstaltung, und die verlässliche Effektivität der ihm zugrunde liegenden Dialogmethoden wurde vom Salon-Team auch in anderen Projekten mehrfach erprobt.

Eines der zentralen Anliegen im Salon der Heimatgefühle ist die Entwicklung eines globalen Bewusstseins bei gleichzeitiger Verbindung zu den lokalen Wurzeln. Wir sind überzeugt davon, Erlebnisse dieser Art können wesentlich dazu beitragen, einer zunehmenden Spaltung der Gesellschaft entgegen zu wirken.

Impressionen vom Salon der Heimatgefühle 2019 im Aktionsradius, 1200 Wien – Fotos: Maria Noisternig

Stimmen von Teilnehmenden 2019:

“Das war ein ganz besonderer Tag, in einer von Euch wunderbar geschaffenen Atmosphäre. Ihr wart so achtsam mit uns Teilnehmern. Durch die Fragen in den kleinen Gruppen war es eine sehr intensive Auseinandersetzung mit sich selbst und dem Gegenüber. Ich war sehr berührt. Diese Art von Gespräche schaffen unglaubliche Nähe und Intensität auf einer feinen Ebene.”

“Euer Salon war für mich unglaublich inspirierend, auf vielen Ebenen. Es entsteht eine wirkliche Verbindung, und das zu spüren tut sehr gut. Ich denke schon die ganze Woche immer wieder an die vielen intensiven Begegnungen und Gespräche.”

“Genial, eine neuartige Begegnungsform, eure Kombination aus Gesprächen, Workshop, Musik und Performance. Es öffnet mich und ermöglicht mir Zugang zu den Erfahrungen der anderen Menschen. Viiieeel lebendiger als andere Formate, die ich bisher kennengelernt habe!!!”

Mitwirkende 2020

Kernteam (Künstlerische Prozess- und Dialoggestaltung, interaktive Performance):
•  Shao Hui He, Fotograf und stiller Redner, geboren in Österreich mit chinesischen Eltern. Als beständiger Beobachter des Lebens beschäftigt ihn unter anderem die problematische Frage „Woher kommst du?“.     www.heshaohui.com
•  Mario Sinnhofer / aka Touched, geboren in Salzburg, lebt nicht-binäre Genderidentität und arbeitet in den Schnittmengen von performativer Kunst, Sozialer Plastik und intersubjektiven Dialog-Räumen.
•  Teresa Distelberger, Filmemacherin und Künstlerin, geboren und wohnhaft in Wien, aufgewachsen am Land. Sie erforscht kollektive Traumata, liebt paradoxe Dirndlkleider und gestaltet Begegnungsräume.   www.artofco.com

Musik, Gesang und interaktive Performance: Simon Mayer
Teamcoaching: Karoline Maria Wibmer
Support: Uta Stromberger

Der Salon der Heimatgefühle wird gefördert durch die Kulturabteilung der Stadt Wien.